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Menorca - Korsika

Der große Naturhafen von Menorca mit der Stadt Mao hat uns sehr gut gefallen. Leider rückt der erste Chartertermin sehr schnell näher und wir beratschlagen mit den Amerikanern Mark und Ruth, wann wir gemeinsam die 230 Seemeilen nach Korsika meistern wollen. Wir schieben den Abfahrttermin bis zum Letzten hinaus und nehmen das kleine Tief zwischen den Inseln in kauf. Der Wetterbericht kündigt maximal 6 Windstärken an, die uns auf Halbwindkurs schnell zum Ziel tragen sollen. Wir starten am frühen Nachmittag und erleben viele Seemeilen Windstille. Irgendwann in der Nacht als ich gerade schlief weckt mich Andrea und sagt mir, dass Wind aufgekommen ist. Endlich segeln und kein nerviges Motorengeräusch mehr. Ich übernehme die Wache und Andrea geht schlafen. Der Wind frischt in den Morgenstunden immer weiter auf. Als dann die Sonne aufgeht zeigt unser Windmesser konstant 30 Knoten. Die Welle entwickelt sich nach einigen Stunden entsprechend und Wogen von 4 m Höhe machen uns wieder einmal das Leben schwer. Zu der hohen Dünung bringt der Wind bis 35 Knoten auf. Wieder passt der gehörte Wetterbericht nicht und wir fahren mit Minimalbesegelung Richtung Korsika. Der anliegende Halbwindkurs macht es zu einer sehr feuchten Fahrt. Bei diesem Bedingungen möchte ich nicht von Sturm sprechen - aber es ist echt Sch...... in diesem aufgewühlten Meer voranzukommen. Der Funkkontakt zu Mark und Ruth steht, so dass wir stündlich unsere Positionen und Wellenhöhen austauschen. Bei Ihnen ist der Autopilot ausgefallen und das 25 Tonnen Stahlschiff muß von Hand gesteuert werden. Ich sitze angeleint im Cockpit und verfluche die See. Andrea hält sich bei dem anhaltenden Wind fast ausschließlich unter Deck auf. Sie mag die hohen Wellen nicht mehr sehen. Unsere Inspiration müht sich auf Halbwindkurs etwas ab, so vergrößere ich die Segelfläche um mit 7-8 Knoten durch die Wellen zu gehen. Sie läuft gleich viel besser und nimmt die Brecher leichter. Ungefähr 120 Seemeilen vor Korsika überlegen wir, ob wir vor der Welle in eine geschützte Bucht im Nordwesten Sardiniens ablaufen. Die Straße von Bonifacio können wir bei dem Wind nicht ansteuern, denn dort ist noch mehr Wind und noch höhere Wellen. Nach langem hin und her legen wir Kurs Ajaccio an. Die Einfahrt in den Golf ist so groß, dass wir sie auch bei diesen Bedingungen treffen werden. Irgendwann sind die Wellen so hoch, dass wir wieder einmal Leinen ausbringen müssen, um ein querschlagen zu vermeiden. Nach einer Stunde legen sie sich zum Glück wieder, und wir ziehen die Speedstopper wieder rein. Endlich lässt der Wind nach und die direkte Ansteuerung des Golfs von Ajaccio ist möglich. Nach mehr als 24 Stunden Wache freue ich mich sehr darüber und übergebe an Andrea. Die Morgendämmerung bricht an und die Leuchtfeuer der Küste sind zu sehen. Die letzten Meilen bis in die Marina sind schnell gesegelt und die Freude auf einen festen Liegeplatz am Steg groß.
Mark und Ruth treffen 5 Stunden nach uns ein. Ihr Autopilot setzte zum Glück nur für eine Stunde aus. Wieder einmal hat es uns ganz schön erwischt und wir ersehnen Segeln bei moderaten Bedingungen.

Inspiration ist mit einer dicken Salzkruste bedeckt. Nach diesem Törn bin ich zwar sehr ausgelaugt, aber Ordnung muß sein und ich wasche vor dem nachzuholenden Schlaf das Schiff. Anschließend noch ein bisschen Reling polieren und dann.................
Die Tage in Ajaccio vergehen schnell. Schließlich haben wir noch einiges zu tun, bevor unsere ersten Gäste an Bord kommen. Die erste Etappe mit Gästen führt nach Porto Pollo. Eine kleine verträumte Bucht mit gutem Ankergrund. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise haben wir das Gefühl von Urlaub. Schlafen, Schwimmen, Essen, ein netter Cocktail zwischendurch. Wir genießen Erholung und Freizeit. Die geplante Route führt uns weiter nach Bonifacio, wo uns der schönste Naturhafen des Mittelmeers mit einer auf dem Berg gelegenen Zitadelle erwartet. Der Hafen ist allerdings chaotisch, da hunderte von Wassersportlern ein und ausfahren. Der Hafenmeister teilt uns einen guten Platz direkt vor der Restaurantmeile zu, der sich in der Nacht doch als recht laut herausstellt. Den Nachmittag verbringen wir in der Altstadt der Zitadelle. In den schalen Gassen mit vielen Restaurants, Cafes und Läden macht das Bummeln Spaß. Ich entdecke das kleine Cafe, in dem ich schon vor vier Jahren mit Freunden in einem Wintergarten über den weissen Klippen der Stadt gesessen habe. Der Abgrund zum Meer ist 80 m tief und ein kleines Schwindelgefühl durchgeht uns beim herunterschauen. Leider erfahren wir nach unserem Ausflug, das am nächsten Tag schon wieder eine Starkwindperiode beginnen soll.
Wir beschliessen im Morgengrauen durch die berühmt, berüchtigte Straße von Bonifacio zu fahren, bevor hohe Wellen das Queren unmöglich machen. Mit unseren Gästen geht es um 5.00 Uhr in der Früh los. Der Hafen liegt noch im Schlaf, als wir durch die Ausfahrt tuckern. Glücklicherweise hat der Mistral noch nicht eingesetzt und passable 5 Windstärken erlauben schönes Segeln bis zum Zielhafen Porto Vecchio. Die Ostküste Korsikas ist vor den Nordwestlichen Starkwinden einigermaßen geschützt und bietet im Südlichen Teil der Inseln sichere Ankerbuchten.

In Porto Vecchio wollten wir einen Platz in der Marina, was aber wegen Überfüllung nicht möglich ist. Also ankern wir vor dem Hafen und bereiten das Dinghi für den Landgang vor. Die Stadt hat auf dem Berg eine Zitadelle, in der sich das Leben abspielt. Wir mögen die historischen Gassen mit Bruchsteinhäusern sehr und schlendern gemütlich durch die Straßen. Zwei Tage später starten wir zum 80 Seemeilen Nachttörn nach Bastia. Die Gäste haben zuvor noch keine Nacht auf dem Meer verbracht und sind überrascht, wie deutlich sich Schiffe und Leuchtfeuer ausmachen lassen. Am Himmel zieht in der Ferne eine pechschwarze Wolke auf, die sich langsam auf uns zu bewegt. Blitze zucken ins Meer, die Nacht wird für Bruchteile einer Sekunde zum Tag. Wieder eine neue Erfahrung, die immer näher auf Inspiration zukommt. Wenig später steht das Gewitter genau über uns. Blitze zucken, Regen fällt und Wind mit 35 Knoten kommt auf. Die spektakuläre Lightshow dauert eine Stunde und hinterlässt eine unangenehme Welle genau von vorn. Im morgendlichen Dämmerlicht sind die Leuchtfeuer Bastia`s zu erkennen. Stunden später befestigen wir die Leinen am Steg der neuen Marina und sind froh die Nacht unbeschadet überstanden zu haben. Das Leben an Bord wird halt nie langweilig, weil jeden Tag etwas neues, unvorhersehbares passiert. Am nächsten Morgen endet der erlebnisreiche Urlaub der Gäste und sie nehmen die Fähre nach Livorno.

Von Bastia aus können wir das 30 Seemeilen entfernte Elba gut erkennen, das wir als nächstes Ziel ansteuern. Etwas enttäuscht von Elba`s Landschaft und Buchten segeln wir einige Tage später wieder nach Korsika.

Wir stoppen in Bastia und mieten uns für den nächsten Tag ein Auto, um die wunderschöne Berglandschaft Korsikas zu besichtigen. Wir fahren die kurvenreiche Strecke entlang der Westküste von St. Florent nach Ille Rousse, um von dort einen Abstecher in ein kleines Bergdorf zu machen. Malerisch sind die Bruchsteinäuser auf dem Gipfel positioniert.

Die weiteren Wochen verbringen wir mit Gästen im reizvollen Maddalena Archipel, das sich zwischen Sardinien und Korsika erstreckt. Viele kleine Inseln bieten ein Eldorado für Segler. Buchten mit türkisfarbenen Wasser, rundgewaschene Granitsteine und kleine Orte sorgen für tägliche Abwechslung. Hinzu kommen die Megayachten dieser Welt, die im Sommer in dieser Region sind. Hier sehe ich auch eines meiner absoluten Traumschiffe. Der Segelklassiker Shamrock, eine slupgetakelte Regattayacht von 35 Meter Länge, ankert vor einem malerischen Golfplatz. Ich freue mich riesig über den Anblick, änder den Kurs und umkreise eine der schönsten Yachten dieser Welt.


Fast jeder Tag beginnt mit einem Sprung ins glasklare Wasser. Es ist einfach herrlich den größten Swimmingpool der Welt vor der Tür zu haben.

Wir erleben nach den ersten anstrengenden Monaten auf See endlich das, was wir uns von der Reise und dem Leben auf dem Wasser vorstellten. Die 2500 Seemeilen von Bremerhaven nach Korsika ließen uns wenig Zeit für Landausflüge, weil wir bereits vor dem Start Termine mit Bekannten für Ende Juli ausmachten. Der Stress, rechtzeitig am vereinbarten Ort zu sein ließ uns keine Ruhe und viele Länder zogen an uns vorbei, ohne Land und Leute kennen zu lernen. Also ändern wir unseren Plan und segeln erst im November 2003 über den Atlantik. In den kommenden 14 Monaten erkunden wir das Mittelmeer. Die nächsten Ziele heißen Sizilien, Griechenland und Türkei, wo wir für die Schlechtwettermonate einen sicheren Hafen aufsuchen werden.

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