Logbucheintrag
Datum:17.04.2002
Position: Bad Essen
Hallo liebe Freunde.
Bislang hat euch ja nur Uwe mit Logbucheintragungen versorgt. Jetzt möchte ich mich endlich an Bord melden.
Ich habe bis zum 17. April noch gearbeitet. Der Job und dierestliche Alltagsroutine ließen mir wenig Raum für Vorbereitungen. Ich hatte mir viel vorgenommen, schaffte davon aber nicht einmal 50 %. Uwe gegenüberhatte ich schon ein schlechtes Gewissen. Rund um die Uhr war er mitVorbereitungen und Arbeiten am Schiff beschäftigt. Ich habe mich gefragt, wannich wohl meinen Beitrag leisten könnte. Während sich Uwes Gedanken nur noch umdie Weltumseglung drehte, beschäftigte ich mich doch noch um viele andereDinge.
Als ich Uwe vor gut drei Jahren beim Segeln kennen lernte,erzählte er mir schon bald von seinem großen Traum. Ja, ja, rede du mal habeich gedacht. Ich ahnte nicht, dass er ein Mann der Tat ist. Wie viele redendavon ihren Traum zu verwirklichen, aber nur wenige realisieren ihn. Und mit soeinem Mann war ich nun zusammen.
Diese Weltumseglung bietet viele Chancen. Ich werde einenTeil der Welt und deren Menschen kennen lernen. Auf unseren Törns werde ichviele Gleichgesinnte treffen und Freundschaften schließen. Und ganz wichtig:Ich werde mich selbst besser kennen lernen bislang unbekannte Fähigkeiten und natürlich eigene Grenzen entdecken.
Ein Wermutstropfen bleibt, denn im Grunde bin ich sehr bodenständig und die Trennung von meiner Familie und meinen Freunden fällt mirtrotz der traumhaften Aussichten auf die nächsten Monate nicht leicht. Daherbin ich froh, dass wir uns ein Satellitentelefon geleistet haben, um jederzeitvon jedem Ort der Welt aus mit ihnen telefonieren zu können.
Am Mittwoch, den 17. hatte ich also meinen letztenArbeitstag. Meine Kollegen überraschten mich mit einem Geschenk. Sieüberreichten mir ein kleines Segelboot von Playmobil auf großer Fahrt durch dieWeltmeere, im Schlepptau eine Schatztruhe. Ich hatte absolut nicht damitgerechnet, um so größer war die Freude. Unser Firmeninhaber gedachte auchunserer Weltumsegelung und schenkte mir das Gemälde eines Segelbootes aufgroßer Fahrt. Da wir auf unserer Inspiration dafür keinen geeigneten Platzgefunden haben, mussten wir es in Bad Essen zurücklassen.
Als ich an diesem Tag nach Hause kam, hatte ich gar keineZeit einen klaren Gedanken zu fassen. Viele Dinge standen zur Erledigung an.Jetzt kam der Auszug aus unserem Haus und all die Dinge, die wir nicht mit aufunsere Inspiration nehmen konnten, mussten bei Uwes Vater Wilhelm eingelagertwerden. Es nahm und nahm kein Ende.
Logbucheintrag
Datum:18.04.2002
Position: BadEssen
Die Räumerei und Schlepperei geht weiter. Nachmittags fahrenwir noch beim Gesundheitsamt vorbei und lassen uns gegen Gelbfieber impfen. Werweiß wo für es gut ist..
Logbucheintrag
Datum:19.04.2002
Position: BadEssen
Am Freitagabend hatten wir zumindest die Wohnung von allenMöbeln befreit und feierten mit vielen Freunden und Bekannten unseren Auszugbzw. Abschied. Es gab Bier aus Flaschen bzw. Dosen und Wein aus Plastikgläsern.Grillwürstchen wurden auf Pappschalen serviert. Viele ließen sich auf demFußboden nieder, da es in der Wohnung natürlich auch keine Sitzgelegenheitenmehr gab. Wir haben gemeinsam noch einen schönen Abend verbracht.
Liebe Freunde, wir möchten uns auch noch einmal rechtherzlich bei Euch dafür bedanken, dass ihr alle gekommen seid, um uns zuverabschieden.
Logbucheintrag
Datum:20.04.2002
Position: BadEssen
Die Nacht war kurz, denn es war doch noch eine Menge Arbeitzu erledigen. Uwe und ich hatten unsere Autos zum Verkauf in der NOZ inseriertund nebenbei führten wir am Telefon noch Verkaufsgespräche oder zeigten dieFahrzeuge vor. Am Samstagnachmittag hatte Uwe dann seinen Polo verkauft. MeinToyota fand vorerst keinen Abnehmer.
Unplanmäßig übernachteten wir noch einmal in unserem altenHeim.
Logbucheintrag
Datum:21.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Wetter: bewölkt, regnerisch
Am Sonntagmorgen um 8 Uhr starteten wir mit vollbepacktenAutos nach Bremerhaven. Ich fuhr in meinem Toyota. Auf meinem Beifahrersitzruhte, gestützt von meiner rechten Schulter Uwes Surfbrett. Der Blick in denrechten Außenspiegel sollte mir wohl für die Dauer der Fahrt verwehrt bleiben.Uwe fuhr seinen Polo, der stark durchhing. Jetzt nur keine Bodenwelle...
Wir hatten Glück und kamen unbehelligt und ohnePolizeikontrolle in Bremerhaven an. Geschafft.
Jetzt erst einmal eine Tasse Kaffee und tief durchatmen,bevor es ans Ausladen und Verstauen ging. Die Stunden vergingen wie im Flug.Nie zuvor hatte ich soviel geschleppt wie in den vergangenen Tagen.
Logbucheintrag
Datum:22.04.2002
Position: Bad Essen
Wetter: bewölkt, regnerisch
Am Montagmorgen ging es zurück nach Bad Essen. Uwe mussteden Polo an seinen neuen Besitzer abgeben und mein Toyota sollte in Bad Essenweiter zum Verkauf angeboten werden. Den Nachmittag verbrachten wir damit, dasAuto für den Verkauf möglichst vorteilhaft aussehen zu lassen. Wilhelm, UwesVater, würde meinen Toyota am nächsten Morgen abmelden und für den folgendenSamstag sollte der Wagen in der NOZwieder zum Verkauf angeboten werden. Damit wir in den nächsten Tagen nicht ohnefahrbaren Untersatz sein würden lieh uns meine Schwester Sabine ihr Auto. Dererste Weg führte mich direkt zur Tankstelle. Die Tanknadel zeigte schon aus demroten Reservebereich wieder raus. Sabine wollte ja vorher noch tanken, aber wirstanden früher als erwartet bei ihr vor der Tür.
Abends fuhren wir zurück nach Bremerhaven, um im Laufe derWoche die noch anstehenden Besorgungsfahrten erledigen zu können. Unser Zielwar es ja nach wie vor am Sonntag, 28.04., gegen 6 Uhr mit ablaufendem Wasserzu starten.
Logbucheintrag
Datum:24.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Wetter: bewölkt, sonnige Abschnitte
Am Mittwoch besuchten uns noch unsere Eltern. Zum Mittagwurden wir mit Gulasch und Speckbohnen und zum Kaffee mit zwei Sorten Kuchenverwöhnt. Uwe und ich haben es sehr genossen noch einen Tag mit ihnen zuverbringen. Nur Abschied nehmen tut halt weh......
Logbucheintrag
Datum:25.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Wetter: bewölkt, sonnige Abschnitte
Am Donnerstagmorgen startete ich zu einer ausgedehntenEinkaufstour zwecks Proviantierung. Aus dem Aldi schleppte ich einen übervollenEinkaufswagen raus. Gott sei Dank passte alles auf ein Band an der Kasse. Manstelle sich mal vor, damit die anderen Kunden nicht so lange warten mussten,wurde eine weitere Kasse geöffnet. Daran sollte sich der Aldi in Bad Essen malein Beispiel nehmen.....
Bei Kaufland schleppte ich vier Paletten Dosenbier raus unddann noch mal einen übervollen Einkaufswagen. Der Appetit war mir echtvergangen. Vermutlich hatte ich sowieso die falschen Nahrungsmittel gekauft.Nur bei dem Dosenbrot (Vollkorn und Pumpernickel) mit Haltbarkeitsdatum 2005war ich mir sicher, dass die Kaufentscheidung richtig war. Und bei dem Biernatürlich...
Als ich zurück an Bord war musste ich Uwe in den Mastenziehen. Der Radarreflektor war noch anzubringen, damit uns andere Schiffe aufihren Radarschirmen ausmachen können. Immer dann, wenn ich keineHandlangerarbeiten leisten musste, schleppte ich Kartons mit Proviant aus demAuto aufs Boot. Mir graute schon vor dem Verstauen der Lebensmittel. Etwa zweiStunden verbrachte Uwe in 6 m Höhe und war froh, als er unbeschadet wiederfeste Planken unter den Füssen hatte.
Kaum war er zurück auf Deck traf der nächste Besuch ein.Ralf brachte seine Frau und Tochter mit. Endlich lernte ich sie auch kennen.Uwe hatte oft von Ralf erzählt. Sie haben sich über den Vorbesitzer unsererInspiration kennen gelernt und verstehen sich prima. Ralf wollte uns doch auch noch eine gute Reise wünschen.
Logbucheintrag
Datum:26.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Temperatur: 17°C
Wetter: sonnig
Der Freitag gestaltete sich so wie die Tage zuvor. Ständigfiel uns irgendetwas ein, was noch zu besorgen war. Aufschreiben war dieDevise und dann losfahren und besorgen. Der Freitag sollte eigentlich derletzte Einkaufstag werden. Wir klapperten so machen Laden ab, aber bekamenimmer noch nicht alles. Wir brauchen immer noch ein 12 Volt Anschlusskabel (20VAusgangsspannung) für unseren PC (Toshiba). Wenn einer von euch dazu eine guteIdee hat, bitte sofort sms oder e-mailen oder anrufen. Ansonsten bleibt uns nurdas Kabel zu bestellen..... Übrigens die Web-Seite www.iridium.de <http://www.iridium.de/> könnt ihr uns kostenlos eineSMS auf unser Satellitentelefon schicken (00881631425048).
Zurück an Bord fingen wir an die Lebensmittel, die ichDonnerstag eingekauft hatte, zu verstauen. Es ist doch immer wiedererstaunlich, wie viel Stauraum so ein Schiff hat.
Für eine Stunde schaute dann Henning bei uns vorbei. Ichhatte ihn morgens im Büro der Marina kennen gelernt. Henning war 8 Jahre in derKaribik und ist vor 2 Jahren zurückgekommen. Er hat uns noch einige wichtigeTipps gegeben. Er würde auch am liebsten wieder losfahren.
Gegen 17 Uhr fuhr ich dann wieder los. Diesmal zur Apotheke Klammerpflaster besorgen. Anschließend hatte ich noch einen Termin bei einemPhysiotherapeut. Ich hatte mich zu Beginn der Woche beim Schleppen übernommenund seitdem Schmerzen im Kreuz. Ulli Braun, der Physiotherapeut zog alleRegister. Es war für mich eine sehr interessante Erfahrung. Ich hatte keine Vorstellungdavon, zu welchen Bewegungen so ein Körper fähig sein kann. Nach der Behandlungwar ich ungemein locker und fühle mich jetzt auf dem Weg der Besserung.
Gegen 19.30 Uhr traf Uwes Steuerberater Herr Becker mit FrauBecker bei uns ein. Es gab noch einige geschäftliche Dinge zu klären. Da sichbeide so gerne das Schiff anschauen wollten, verbanden sie Geschäftliches mitPrivatem. Wir verbrachten einen sehr schönen und angeregten Abend bei Krabbenmit Rührei und Bratkartoffeln.
Logbucheintrag
Datum:27.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Temperatur: 12°
Wetter: bewölkt, regnerisch
Am Samstagmorgen stellten wir unsere Handies wieder an. Wirhatten sie beim Essen im Restaurant ausgeschaltet. Es waren mehrereKurzmitteilungen eingetroffen. U. a. eine SMS von Uta und Christian. Sie warengestern Abend noch spontan nach Bremerhaven gekommen, um uns zu besuchen undhatten uns leider nicht angetroffen. Da sie aber mit ihrem Wohnbulli unterwegswaren, war es aber gar kein Problem gewesen. Sie übernachteten auf demParkplatz unserer Marina und kamen dann zum Frühstück zu uns rüber. Wirverbrachten gemeinsam noch einen schönen Vormittag. Ich habe mich sehr darübergefreut, dass sie uns noch einmal besucht haben. Uta sagte, dass sie unbedingtwissen musste, wie das Schiff aussieht, auf dem ich die nächsten Jahreverbringen würde. Jetzt konnte sie beruhigt nach Hause fahren.
Für den Nachmittag erwarteten wir noch reichlich Besuch.Meine Schwestern Sabine und Elke mit Werner und Augusto, dann Ramona und Uwemit der kleinen Marie, Sabine mit ihrem Zwillingspärchen und Gisbert. Für kurzeZeit waren wir 10 Erwachsene und 3 Kinder an Bord. Es war zwar ein wenig eng,aber schön.
So nach und nach verabschiedeten sie sich und Abschiednehmen ist nun mal nicht schön. Tränen und herzliche Umarmungen bestimmten dasBild. Am Ende blieben Sabine, Werner und Gisbert zurück. Wir beschlossen denAbend noch mit einem üppigen Essen beim Griechen, bevor sie sich auchverabschiedeten. Wir telefonieren, e-mailen und sms. Dann ist der Abschiednicht so schwer.
Uwe und ich wollten jetzt noch duschen, brauchten dafür aberDuschmarken. Also noch eben rein ins Büro der Marina. Aus dem Duschen wurdenichts. Klaas, der Geschäftsführer der Marina, lud uns zu einem Gläschen Sektein. In einer netten Plauderrunde verbrachten wir den restlichen Abend und fielen dann völlig erschöpft ins Bett.
Logbucheintrag
Datum:28.04.2002
Position: Bremerhaven: N 53° 31.21, E 08°34,32
Temperatur: 8°
Wetter: bewölkt, regnerisch
Am Sonntag fängt der Urlaub an. Erst mal einen Tag abhängenund Kräfte sammeln. Aufgrund der Wetterentwicklung regnerisch, kalt undstürmisch haben wir unseren Abfahrtstermin verschoben. Es könnte der 1. Maiwerden. Mitte der kommenden Woche soll es ja wieder freundlicher werden. Wartenwir es mal ab. Wir haben jetzt zwar kein Auto mehr, denn das hat Sabine amSamstagabend mitgenommen, aber es bleiben uns noch unsere Mountainbikes.Übrigens hat sich am Samstag auch noch ein Käufer für meinen Toyota gefunden.Somit wäre das Kapitel auch abgeschlossen.
Sonntagmorgen gegen 8.30 Uhr steht Uwe kurz auf, kocht unseinen Tee und bringt ihn uns an die Koje. Welch ein Service. Daran könnte ichmich gewöhnen. Dann ruft meine Mutter auf dem Handy an und möchte sicherkundigen, wo wir sind. Sie ist sicherlich beruhigt darüber, dass wir noch imsicheren Schoß der Marina liegen. Mobilfunk ist eine geniale Erfindung...
Wir lassen den Vormittag ruhig angehen, räumen auf und gehenendlich duschen. Am späten Mittag steht der nächste und vermutlich auch letzteBesuch auf dem Steg. Klaus-Peter mit Jutta und den beiden Jungs. Auch sie warenneugierig auf das Boot und wollten mal vorbeischauen, da sie sowieso in derNähe waren. Nach dem Kaffee verabschieden sie sich und wünschen uns für unsereReise alles Gute.
Während Uwe erst Formel 1 zu Ende schaut und anschließenddas Deck schrubbt, nehme ich mir endlich die Zeit zum Schreiben.
Abends besuchten uns noch Harm und Hertha, die Vorbesitzer unserer Inspiration. Uwe zauberte ein mehrgängiges Menü auf den Tisch und wurdein höchsten Tönen gelobt.
Männer, die gerne am Herd stehen finde ich echt gut....
Es wurde ein langer Abend, denn mit Harm und Hertha plaudertes sich so nett. Doch dann hieß es auch Abschied nehmen.
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