Logbucheintrag
Datum: 01.06.2002
Position: Hoek van Holland - Dover
Wir passierten das Verkehrstrennungsgebiet am Vormittag, in dem zu unserer Überraschung nur sehr wenig Berufschiffe unterwegs waren. Nachmittags kommt endlich wieder Wind auf. Mit achterlichen 28 Knoten rauschen wir in den Kanal. Zwischen Dover und Calais sind sehr viele Fähren unterwegs und wir müssen gut aufpassen, damit wir den Riesen nicht zu nahe kommen und sie versenken. Die Wellen sind zum Glück nur max. 1,50 m hoch. Die Nacht bricht herein und unser Kurs führt am Rand des Schifffahrtsweges vorbei. Andrea und ich wechseln uns mit wachen und schlafen ab. Ohne Probleme segeln wir Richtung Portsmouth.
Logbucheintrag
Datum: 02.06.2002
Position: Portsmouth: 50° 50,001' N / 001° 06,949' W
Temperatur: 16°
Wetter: sonnig
Die Nacht ist vorüber und Portsmouth werden wir bis zum Abend erreichen. Der sonnige Tag ist windmäßig leider sehr flau. Wir motoren wieder einmal. Habe mir einen leichten Sonnenbrand im Gesicht zugezogen. Um 18.00 Uhr stehen wir im Solent, das Segelrevier Englands, die Schmiede vieler bekannter Segler. Genauso ist auch das Treiben der Sportboote zwischen der Isle of Wight und Portsmouth. Das auflaufende Wasser schiebt uns durch die Hafeneinfahrt zum Yachthafen "The Hasler". Über Funk erkundigen wir uns nach einem freien Liegeplatz und den Gebühren. 30 Pounds dröhnt aus dem Lautsprecher. Ich bedanke mich und wir fahren weiter den Farham Lake hinauf. Nach ein paar Minuten tauchen jede Menge freie Mooringbojen an Backbord auf. Wir fragen Segler auf einem kleinen Boot, wer für die Verwaltung zuständig ist und bekommen zur Antwort. Take a free one. It is sunday and the police starts working on monday. So liegen wir Gratis bis Dienstag an der Mooringboje.
Logbucheintrag
Datum: 04.06.2002
Position: Portsmouth: 50° 50,001' N / 001° 06,949' W
Temperatur: 14°
Wetter: regnerisch
Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Der Ebbstrom setzt um 6.30 Uhr ein und den wollen wir selbstverständlich mitnehmen. Ca. 20 Seemeilen sind es bis zu Ausfahrt aus dem Solent. Als Tagesziel wollen wir Dartsmouth anfahren oder je nach Wetter gleich weiter bis Falmouth. Um 18.15 Uhr beschließen wir den Weg bis Falmouth fortzusetzen. Ein traumhafter Sonnenuntergang beendet den Tag. Die Nacht verläuft ruhig bis auf einige Fischer, die sehr nahe kommen. Der Vormittag beginnt sehr relaxt mit Sonnnenschein und Frühstück im Cockpit. Bei schwachen Winden kann ich endlich die Windfahnensteuerung ausprobieren. Einfach genial, der Windpilot hält das Schiff auf Kurs zum Wind und verbraucht keinen Strom. Ist schon eine tolle Erfindung, die bereits vor 30 Jahren entwickelt wurde. Der Erfinder lebt übrigens in Falmouth. Falmouth ist bereits in Sicht als der Wind immer stärker auffrischt. Auf den letzten Meilen vor dem Hafen erreicht er bis 33 Knoten. Stark gerefft liegen wir hart am Wind und bekommen jede Menge Wasser über. Die Hafeneinfahrt ist gut betonnt, was die Navigation und die Suche nach einer freien Mooringboje vereinfacht. An einer freien Tonne angekommen, versuchen wir bei immer noch 30 Knoten Wind Inspiration fest zu machen. Eigentlich wollte ich für diese Fälle noch einen speziellen Haken biegen, habe es aber in den Vorbereitungen unserer Reise Vergessen. Also fahren wir heckwärts an die Boje, um eine Leine durch die Oese zu stecken. Andrea schafft es von der Badeplattform aus und wir liegen erst einmal. Danach binden wir einen Fender an die Leine und fahren die Tonne noch einmal mit dem Bug des Schiffes an. So kann Andrea die Leine mit dem Bootshaken greifen und an Deck belegen. Nach dem Manöver gönnen wir uns ein kaltes Bier und sind froh, dass der starke Wind uns nicht in der Nacht überrascht hat.
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Datum: 06.06.2002
Position: Falmouth: 50° 09,54' N / 005° 04,02' W
Temperatur: 15°
Wetter: bewölkt
Falmouth ist ein nettes kleines Städtchen. Schmale Gassen mit alten Häusern prägen das Bild. Viele Englische Touristen sind trotz des nicht gerade warmen Wetters in Shorts und T-Shirt unterwegs. Die sind halt etwas härter.Wir erledigen zuerst die wichtigen Dinge wie Bank, Internet und Gashändler. Ich erfahre, dass kleine Händler in GB nicht autorisiert sind Propanflaschen zu befüllen. Wir bummeln weiter um die Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden. An Bord gibt es Suppe und gebratene Nudeln. Der windige Nachmittag gehört der Schreiberei. Ich bin von unserem Windgenerator begeistert. Er liefert Strom für zwei PC's und Kühlschrank, ohne das ein Verbrauch an den Batterien angezeigt wird. Bei Böen um 25 Knoten surrt er wie ein abhebendes Propellerflugzeug. Gleich wollen wir das Boot umlegen, weil die Mooring 15,00 Pounds/Tag kostet und keinerlei Service beinhaltet. Ankern ist mit nur 7,50 Pounds veranschlagt. Bei den Britischen Preisen kommt uns die Karibik vergleichsweise preiswert vor. Der Ankerplatz ist direkt vor dem Visitorhafen, an dem wir mit dem Dinghi anlegen. Der Besuch eines Englischen Pubs mit Lager und Guinness beendet den Abend. Andrea plant für Morgen einen Friseurtermin. Das Wetter für die nächsten Tage ist bescheiden. Viel Wind aus der verkehrten Richtung wird die Weiterfahrt verschieben
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Logbucheintrag: 07.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: regnerisch, 14C
Heute Mittag war ich beim Friseur und habe mir wieder eine Kurzhaarfrisur zugelegt. Sie ist so viel praktischer als lange Haare, die sich ueberall auf dem Boot wiederfinden. Auch die Friseurin bestaetigte meine Entscheidung, als sie das Ergebnis ihrer Arbeit sah. Die Kommunikation klappte uebrigens recht gut, denn ich hatte noch 2 aeltere Fotos von mir mit Kurzhaarschnitt dabei. So konnte ich ihr zeigen, wie ich in etwa aussehen moechte. Sie hat es auch ganz gut hin bekommen, wie ich finde.
Logbucheintrag: 10.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: regnerisch, 13C
Wir muessen wohl noch einige Tage in Falmouth verweilen. Die Wetteraussichten sind alles andere als vielversprechend. Bei unserem Besuch abends im Pub lernen wir Mike und Joan kennen. Sie machen zur Zeit Ferien auf ihrem Segelboot. Es wird ein sehr netter Abend und als wir uns voneinander verabschieden, laden die beiden uns ein in den naechsten Tagen auf einen Drink bei ihnen vorbeizuschauen.
Logbucheintrag: 12.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: regnerisch 15C
Wer hat erwartet, dass wir solange in Falmouth liegen. Das Wetter laedt nicht einmal dazu ein, einen Ausflug zu machen. Nach dem miesen Besuch im Duschhaus der Marina gehe ich zu Mike und Joan, waehrend Andrea mehr Glueck mit dem warmen Wasser hat. Wir sitzen gemuetlich im Cockpit und erzaehlen. Als Andrea nachkommt, fahren wir gemeinsam mit unseren neuen Englischen Bekannten im Dinghi zur Inspiration. Um 17 Uhr bringe ich unsere Gaaeste nach einem sehr netten Nachmittag wieder zurueck zum Steg.
Logbucheintrag: 13.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: regnerisch 13C
Wir treffen auf dem Weg ins Internetcafe Wolfgang und einen seiner Mitsegler, die in Amsterdam eine Nacht neben uns lagen. In einer typisch Englischen Teestube tauschen wir Erfahrungen aus. Er und seine Crew wollten das Schiff innerhalb von 4 Wochen nach Spanien segeln. Aber das Wetter hat es nicht erlaubt und so lassen sie es fuer einige Zeit in England liegen. Am Abend gehen wir in den Pub und lernen Kanadier kennen, die gerade die West Ost Atlantikueberquerung hinter sich gebracht haben. Wir hörten sehr interessiert zu, weil ein echter Crack dabei ist. Der Deutsch sprechende Australier wurde vom Eigner eigens fuer den Toern angeheuert. Mit seinen bestimmt schon 65 Jahren strahlt er sehr viel Erfahrung aus und gibt Tipps fuer einige Regionen unserer Reise. Ich verabrede mich mit John, dem Eigner, fuer Morgen zum Seekarten austauschen.
Logbucheintrag: 14.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: regnerisch 15C
Unser erstes Highlight seit wir in Falmouth sind. Wir haben einen Seehund im Hafen, in der Naehe eines Faehranlegers, entdeckt, wie er so neugierig seinen Kopf aus dem Wasser haelt in der Hoffnung, eine milde Gabe zu erhaschen. Mike, unsere englische Bekanntschaft hatte uns erzaehlt, dass es um Falmouth Seehunde gibt. Er hatte seine Beschreibung des Tieres auch sehr anschaulich untermalt, in dem er in die Haende schlug und oerg, oerg rief. Am Abend schaut Wolfgang bei uns an Bord vorbei. Er bittet uns, seine Crew und ihn morgen frueh um 7 Uhr local time mit unserem Dinghi an Land zu bringen. Sie fliegen morgen zurueck nach Deutschland und lassen das Schiff hier an einer Mooring-Boje zurueck. Ein Wassetaxi aus Falmouth verlangt fuer den 100 Meter Transport 25 Brit.Pound. Gerne bieten wir ihm unsere Hilfe an, denn Segler muessen zusammenhalten.
Logbucheintrag: 15.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: bewoelkt, ab und zu ein Sonnenstrahl, 16C
Heut ist unser Ausflugstag. Wir koennen ja nicht nur an Bord sitzen und warten, dass das Wetter besser wird. Zu Fuss geht es hinauf zum Castle von Port Pendennis. Auf einer Landzunge herrlich gelegen geniessen wir einen wunderschönen Aussicht auf das Meer. Wir scheinen heute Glueck zu haben. Kurz bevor der Regen wieder staerker einsetzt, sind wir zurueck an Bord.
Logbucheintrag: 16.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: starke Bewoelkung, 16C
Heute ist Sonntag und Sonntag ist Waschtag. Da selbst die Handwaesche derart langsam trocknet, entschliessen wir uns die "Laundry" des Hafens aufzusuchen. Dort stehen Waschmaschine und Trockner gegen Gebuehr zur Verfuegung. Der Trockner scheint ein "Objekt der Begierde" zu sein. Andrea wartet geschlagene 1,5 Stunden, bis sie an der Reihe ist. Dann noch einmal 1 Stunde und schon ist die Waesche trocken. Was sind schon 2,5 Stunden, wenn man ein gutes Buch dabei hat. Es ist schon spaet und das Tief mit Sturmboeen hat die englische Kueste erreicht. Der Wind heult im Rigg und wir freuen uns auf unser frisch bezogenes Bett.
Logbucheintrag: 17.06.2002
Position: Falmouth
Wetter: Bewoelkung, 20C
Der Tag ist gut. Das Wetter aendert sich. Heute machen wir alles klar und starten mit dem ablaufendem Wasser am 18.06.2002 zu unserer ersten grossen Reise ueber den Atlantik. Wir sind schon sehr aufgeregt und gespannt.
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